Trends im Zeitalter der Digitalisierung: Neuartige Absicherungslösungen, um den Erwartungen der Kunden gerecht zu werden
Zunehmende Digitalisierung in der Industrie
Die Industrie 4.0 – die Digitalisierung und Vernetzung der Industrie – hat zu einer tiefgreifenden Veränderung betriebswirtschaftlicher Wertschöpfung geführt. So können inzwischen bei produzierenden Unternehmen ganze Maschinenparks durch cyber-physische Systeme gesteuert werden. Die fortgeschrittene Digitalisierung in der Industrie führt zudem zu vernetzten, globalen Wertschöpfungsketten. Die bereits durch Just-in-time-Produktion geprägte Lieferkette wird durch die Nutzung von Tools mit neuen Technologien, wie Internet of Things Devices oder Künstlicher Intelligenz erweitert, um die Effizienz weiter zu erhöhen. Dadurch entstehen neue, teilweise nicht bekannte Unternehmensrisiken. Der immer schneller werdende technologische Wandel führt weiterhin zu einer Verschiebung der Werte, mit denen viele Unternehmen heute Umsätze und Gewinne erwirtschaften: von physischen Produkten hin zu immateriellen Wirtschaftsgütern. Die Geschäftsmodelle der Unternehmen haben sich verändert und es ist eine größere Anzahl an Unternehmen (z. B. Plattformanbieter) entstanden, die ihren Wert eher aus immateriellen Gütern und Dienstleistungen, als aus Sachwerten generieren. Die beschriebenen Veränderungen stellen die Industrieversicherung vor neue Herausforderungen.
Das Risiko einer Betriebsunterbrechung wird komplexer
Das Risiko einer Betriebsunterbrechung wird immer komplexer. Durch die Digitalisierung kommt es immer häufiger zu außerbetrieblichen Ereignissen, die zu einer Betriebsunterbrechung führen, ohne dass ein Sachschaden beim versicherten Unternehmen bzw. einem Zulieferer / Abnehmer entstanden ist. Außerdem gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Unternehmen, die kaum Sachwerte führen. Der Fokus des Absicherungsbedarfs von Unternehmen, die ihren Wert mehrheitlich aus immateriellen Gütern und Dienstleistungen generieren, liegt auf dem Schutz von Ertrags- und Cashflow-Risiken. Die klassische Betriebsunterbrechungsversicherung (BUV) bietet in Folge eines Sachschadens beim Versicherungsnehmer oder einem Zulieferer / Abnehmer Versicherungsschutz für den daraus resultierenden Ertragsausfallschaden. Die sachschadenunabhängige Betriebsunterbrechungsversicherung (NDBI) fokussiert sich jedoch auf die Absicherung von Ertrags- und Cashflow-Risiken. Bei der NDBI können im Unterschied zur klassischen BUV bestimmte individuell zu vereinbarende Ertragsausfallrisiken (beispielsweise. IT-Ausfallzeiten) unabhängig von dem Eintritt eines Sachschadens versichert werden. Zu beachten ist, dass es sich hierbei um maßgeschneiderte Deckungskonzepte handelt. Die NDBI kann zudem als parametrische Deckung ausgestaltet werden. Maßgeblich dafür ist, dass in der Vertragsgestaltung vorab ein fester Auslöser (objektives Ereignis) für den Schadenfall sowie ein festgelegter Entschädigungssatz definiert wird. Bei Eintritt des vordefinierten Ereignisses erhält das versicherte Unternehmen die definierte Entschädigung. Der Kunde muss den tatsächlichen Schaden hierbei nicht nachweisen. Die Einfachheit der Schadenregulierung ist ein Vorteil gegenüber einer klassischen Deckung (hier ist der Nachweis des tatsächlichen Schadens erforderlich). Bei parametrischen Deckungen ist zudem auch ein hoher Automatisierungsgrad durch Nutzung der Möglichkeiten der Digitalisierung seitens der Vertragsparteien (beispielsweise. eine automatisierte Entschädigung) möglich.
Das Produkthaftpflichtrisiko verändert sich im Zuge der Digitalisierung
Das Produkthaftpflichtrisiko verändert sich im Zuge der Digitalisierung dahingehend, dass ein großer Teil der produzierenden Unternehmen aller Industriebranchen immer mehr Produkte mit Software ausstatten, beispielsweise Maschinen, die durch Software gesteuert werden können. Dadurch kommt es auch zu einer Erweiterung der betrieblichen Tätigkeit hinsichtlich digitaler Dienstleistungen wie z. B. Software-Implementierung, -Modifikation, -Wartung und Pflege dieser Produkte. Das hat wiederum Einfluss auf das Risikoprofil der Produkthaftpflicht. Es kann hierbei zu neuartigen IT-Vermögensschäden bei Dritten kommen, beispielsweise wenn es durch ein fehlerhaftes Software-Update, zu einer Unterbrechung der Produktion eines Dritten kommt. Solche neuartigen Schadenereignisse sind im Rahmen einer klassischen Produkthaftpflichtversicherung nicht abgesichert. Eine mögliche Absicherungslösung kann hier eine Tech E&O-Versicherung für produzierende Unternehmen sein, die für solche neuartigen Vermögensschäden Versicherungsschutz bietet.
Ausblick
Die Risikolandschaft ist komplexer geworden und wird sich im Zuge des kontinuierlichen technologischen Wandels fortschreitend dynamisch verändern. Für die versicherungsnehmende Wirtschaft ist die Möglichkeit einer adäquaten Risikosteuerung eine wichtige Voraussetzung dafür, Innovationen zu wagen. Den Industrieversicherungsmaklern kommt hier, aufgrund ihrer Einblicke in die neuen technischen Anwendungen ihrer Kunden, eine besondere Bedeutung dabei zu, neuartige Risiken frühzeitig zu erkennen und gemeinsam mit den Versicherern innovative Risikotransfermöglichkeiten zu entwickeln. Durch die Ausweitung der Möglichkeiten der Versicherungstechnologie, insbesondere durch Data Analytics, sollten neuartige Risiken zukünftig besser versichert werden können. Weiterhin ist neben dem Risikotransfer in Form von Versicherungen eine technisch orientierte Risikomanagement Beratung durch die Industrieversicherungsmakler und Industrie- Versicherer im Zuge der Digitalisierung erforderlich, um neuartigen Risiken der Wirtschaft angemessen zu begegnen.
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