Der D&O-Markt im Umbruch – nun auch in Deutschland
Das Jahr 2020 ist in allen Bereichen turbulent und herausfordernd. Die Versicherungsbranche bekommt nun auch die Auswirkungen deutlich zu spüren. Neben den Cyber-Versicherungen sind auf einmal auch andere Financial Lines-Produkte betroffen.
Anspannungen im D&O-Markt wurden schon seit längerer Zeit deutlich. Im Zuge der vorhergehenden Renewals haben Versicherer bereits mit erheblichen Prämienerhöhungen, sowie eingeschränkten Bedingungen reagiert.
Aufgrund von aktuellen Skandalen, welche zurzeit durch die Presse gehen, wird dieser angeschlagene Markt weiter belastet. Die jetzt anstehenden Erneuerungen werden daher voraussichtlich mit noch drastischeren Sanierungsmaßnahmen behandelt. Es gibt erste Kommunikationen von Versicherern, die generell kein Neugeschäft mehr zeichnen – und zwar voraussichtlich bis zum Ende dieses Jahres. Solch drastische Maßnahmen stellen jedoch aktuell noch Ausnahmefälle dar.
Laut Aussage von Versicherern ist ein Anstieg der Schäden bemerkbar, welcher sich jedoch aktuell noch nicht auf die Preise auswirkt. In der Kritik wird jedoch gesehen, dass Deckungen immer weiter über die eigentliche Abdeckung hinausgehen. Gemeint ist hierbei konkret die Absicherung des Privatvermögens von Vorständen und Aufsichtsräten, also das Kerninteresse der unter D&O versicherten Personen. Daher muss noch einmal genauer definiert und klar gemacht werden, inwieweit Manager persönlich haften können. Klar ist, dass der Vorstand Risiken rechtzeitig erkennen und entsprechend handeln muss. Verletzen Vorstandsmitglieder diese Pflicht und es ergibt sich daraus ein Schaden, haften diese somit gemeinschaftlich. Der Aufsichtsrat wiederum hat die Aufgabe zu prüfen, ob der Vorstand seinen entsprechenden Pflichten nachkommt und gegebenenfalls entsprechende Schadenersatzansprüche im Namen des Unternehmens geltend zu machen. Wenn nachgewiesen werden kann, dass diese Überwachungspflicht nicht erfüllt wurde, macht sich der Aufsichtsrat selbst haftbar.
Die überwiegende Mehrheit der geltend gemachten Ansprüche beruht auf der sogenannten Innenhaftung, d.h. der Inanspruchnahme durch das eigene Unternehmen.
Eine Haftung von Managern gegenüber außenstehenden Dritten ist weitaus seltener.
Vorstände könnten jedoch im Einzelfall im Außenverhältnis dafür haftbar gemacht werden, dass z.B. geschädigte Aktionäre nachweislich ihre eigenen Anlageentscheidungen aufgrund fehlerhafter Kapitalmarktinformationen getroffen hatten. Solche Untersuchungen ziehen sich für gewöhnlich über Jahre und bleiben in den meisten Fällen aussichtslos.
Zudem gibt es hierzu noch weitere Punkte zu beachten. Einerseits sind D&O-Versicherungen auf die Höhe der Versicherungssumme beschränkt und können oftmals nur einen Bruchteil des tatsächlich entstandenen Schadens abdecken. Diese Versicherungsleistung kann erfahrungsgemäß schon die Gläubiger nur teilweise befriedigen. Die Aktionäre/Kleinanleger gehen zumeist leer aus.
Andererseits greift die Versicherung nicht, wenn die Vorstände die Pflichtverletzungen vorsätzlich begangen haben. Im schlimmsten Fall kann es hierbei auch zu einer Privatinsolvenz kommen.
Abschließend ist somit zu raten, in einer Krisensituation fristgemäß einen Insolvenzantrag zu stellen und dabei alle entsprechenden Sorgfaltsanforderungen dokumentiert zu erfüllen. Externe Fachberater können hierbei sehr hilfreich sein.
Gerne stehen Ihnen die FINLEX-Experten für all Ihre Versicherungsbelange beratend zur Seite.
Weitere Teile der Serie:
- Teil 1: Der D&O-Markt im Umbruch – nun auch in Deutschland
- Teil 2: Ansprüche aus § 64 GmbHG – keine Schadenersatzansprüche, gleichwohl versichert unter aktuellen D&O-Bedingungen
- Teil 3: Der D&O-Markt im Umbruch – umfangreiche(re) Risikoprüfungen durch die Versicherer
- Teil 4: Der D&O-Markt im Umbruch – die systemseitige DDoS-Attacke auf Underwriter und Makler
Similar Posts

Finlex expands management team with Andrea Kotter as Vice President Cyber
On November 1st, the renowned Cyber expert, Andrea Kotter, will join Finlex. She comes from Munich Re, one of the…

Information on the Microsoft Master Key Incident
On 11 July 2023, Microsoft published a report in which the company confirmed that there had been attempts by Chinese…

Gothaer offers Professional Indemnity Insurance for insolvency administrators on Finlex platform
Gothaer Allgemeine Versicherung AG and Finlex GmbH ramp up their collaboration. From mid-August, as part of an additional special scheme,…

MongoDB | Finlex – A rising star in the insurance sector
Mongo DB kindly published a article about Finlex. Check it out below to find out more about the technical background…

Preliminary ruling on cyber insurance
Regional Court of Tübingen comments on the preconditions for defence of gross negligence as the cause of the insured event…

Fine recourse against managers - latest developments in case law and insurability of fines in D&O
Contrary to the opinion previously held in case law and in parts of the literature, the Regional Court of Dortmund…

Trends in the era of digitalisation: New hedging solutions to meet customer expectations
[vc_column width="1/1"] Increasing digitalisation in industry Industry 4.0 – the digitalisation and networking of industry – has led to a…

Finlex Austria celebrates its 1st birthday
[vc_column width="1/1"]Exactly one year ago, in May 2022, the Finlex platform went live in Austria. It is now an integral part…

UNIQA and Finlex join forces in financial lines sector
[vc_column width="1/1"]More than 140 platform users already benefit from Finlex’s digital marketplace, which went live in Austria in May 2022.…

Finlex provides special digital D&O insurance solution with four insurers for law firm managers
[vc_column width="1/1"]Law firms are increasingly taking out special D&O insurance cover for their management staff. The need for such protection…